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Oder sind wir mittlerweile schon zu verwöhnt ?
Auch das Reiseleben besteht nicht nur aus Höhepunkten !
Auf dem Weg von den Geysiren nach San Pedro de Atacama treffen wir zum wiederholten Mal auf Adrie und Joop aus Holland mit ihrem vergleichsweise sauberen DAF - Truck, dessen Ähnlichkeit mit unserem Aufbau in den letzten Monaten schon zu netten Verwechselungen geführt hat !
 
" Seid ihr bei den Geysiren gewesen ? " --- " Ja, spart euch den Diesel ! "
Um uns herum wird unzufriedenes Gemaule wahrnehmbar - klar, wer wie wir mit Erwartungen a la Island dieses event als extra Tour gebucht hat.....
Wir verlegen uns auf ein paar weitere Landschafts- und Mineralienbilder, dem Massenbad von ca. 100 ungeduschten Touris in dem Warmwasserbecken mögen wir uns dann aber nicht anschliessen, hatten schliesslich auch schon romantischere Plätzchen....
Und dann gelingt´s Frau Hurz doch noch : eine mindestens 2meterfuffzig hohe Fontäne ! Und noch so schön im Sonnenlicht !
 Klare Tagessiegerin !
Mit zunehmender Wirkung der Sonne werden die klimatischen Bedingungen zwar erträglicher, die erwarteten Eruptionen bleiben aber weiterhin aus...
Eine Karawane von 40 - 50 Fahrzeugen zieht hinaus zu den Geysiren und sieht : Dampfschwaden !!! Je nach Perspektive im Gegenlicht zur nun aufgehenden Sonne zwar ganz nett, echte Geysir - Action haben sich aber die meisten wohl anders vorgestellt !
 
Ein grandioser Sonnenuntergang, moderate Nachttemperatur von minus 12 Grad, allerdings aufgrund der Höhe kaum geschlafen - um 05.30 Uhr taucht der erste Tourbus auf und dann geht es Schlag auf Schlag : der erste Blick aus dem Fenster beim Startversuch der Dieselheizung fällt auf mindestens ein Dutzend Kleinbusse, die sich mit laufendem Motor um uns postiert haben, wöhrend die Insassen in der Rangerhütte Tee trinken - sind ja auch bestimmt um 03.00 Uhr aufgestanden !
Unsere Heizung startet widerwillig beim 4. Versuch, spuckt, röhrt, qualmt fürchterlich, fällt aber in diesem Umfeld nicht weiter auf, zumindest zeigt keiner mit dem Finger auf uns !
Wir sind allein auf dem weiten Geysir - Feld und suchen uns ungestört und voller Vorfreude die vielversprechendsten Spots für den folgenden Morgen aus !
Am späten Nachmittag erreichen wir die Tatio - Geysire -- auf 4300 m Höhe ! Die obligatorische Registrierung beim hier oben ansässigen Ranger ergibt die info, dass die Geysire derzeit vorzugsweise mit Tagesanbruch gegen 07.00 Uhr aktiv werden. Wir stehen also vor der Wahl, entweder auf dieser Höhe zu übernachten, oder ca. 50 km zurück und mindestens 500 m niedriger einen Stellplatz zu suchen mit der Konsequenz,am nächsten Morgen um 05.00 zu starten und im Dunkeln und inmitten eines zu erwartenden Pulks von Tourbussen aus San Pedro wieder hier herauf zu hasten. Wir sind zwar nicht sicher, ob unsere bis 4000 m ausgelegte Standheizung anspringen wird ( bei zu erwartenden Nachttemperaturen von minus 10 - 20 Grad auch ein Kriterium ), entscheiden uns aber für´s Bleiben.
Für diesen Teil der Atacama gilt wohl : die Wüste lebt !
Farbenfroh und allgegenwärtig auf jedem Haus, an jedem Platz : mit eingefärbter Lamawolle geschmückte Kruzifixe...
Überleben am Wüstenrand : ebenfalls bereits von den Spaniern angelegte, am Felshang terrassierte Felder mit zugehörigen Bewässerungssystemen...
Für die weitere Fahrt am Nordrand der Atacama entlang Richtung bolivianische Grenze hatte uns eine freundliche Dame eine abgelegene Rute mit einigen recht unverfälscht noch aus der spanischen Kolonialzeit erhaltenen Dörfern empfohlen......
Leider ist, wie wohl wegen zunehmender Diebstahlgefahr auch an vielen anderen Orten, diese Kirche nur wenige Stunden am Sonntag geöffnet, selbst für einen " Schuss " in den Innenhof ist Kletterei unter den argwöhnischen Blicken einiger Dorfbewohner an der Mauer erforderlich....
Nach diesem nicht so ganz geglückten " Intro Atacama " verlassen wir Calama und die Mine Richtung Osten und finden nach 30 km in Chiu Chiu neben einer alten Missionskirche einen ruhigen und vor allem atembaren Stellplatz.
Eine weitere " Laguna Verde " : Absetzbecken,  gefüllt mit schwefelsäurehaltiger Sulfatlösung zur Rückhaltung der noch kupferhaltigen Schlämme aus der Aufbereitung : unter der gleissenden Sonne riechen die Verdunstungen ätzend und die im gesamten Aufbereitungskomplex mit Atemschutzmasken angetroffenen Arbeiter unterstreichen den Eindruck, das vorbeugender Arbeitsschutz trotz mittlerweile gigantischer Gewinnspannen keinen Stellenwert hat !
Und da sind ja auch unsere Reifen, die in Antofagasta an uns vorüber rollten ! Leider schon anderweitig montiert und im Einsatz : 5 Monate für 80.000 € - pro Stück !!!
Da kann selbst Frau Hurz unserem nächsten Reifenwechsel mit Heiterkeit entgegensehen !
Das Loch !
Und da isses :
Aber nun zum Technischen : von der guten alten Zeit bis zu den heutigen gigantischen Ausmassen dieses Minenfeldes mit einer gesamten Erstreckung von rd 50 x 30 km, wobei das der Welt grösste Tagebauloch 5 km x 3 km misst, derzeit 1 km tief ist ( wir sehen das gleich noch ) und weitere abbauwürdige Kupfervorkommen für mindestens einen weiteren Kilometer Tiefe nachgewiesen sind !
Bei einer Kupferkonzentration im grünlichen Kupfersulfat von 1 Prozent und einer täglichen Ausbeute von 1500 to Kupfer werden hier mal so eben 150.000 to Abbaumaterial bewegt - jeden Tag !
Während wir viele Vorzeigebauten aus der Nähe betrachten können, bleibt für die weniger schnuckeligen ehemaligen Wohnquartiere nur der Schuss aus dem Busfenster, obwohl doch etliche Familien gar nicht hier weg wollten !?! Zwei Fragen später erfahren wir auch, warum : viele Vergünstigungen wie mietfreies Wohnen, freies Wasser, Heizmaterialzuschuss u.ä. sind mit der Umsiedlung nach Calama gestrichen worden - ohne adäquate Lohnerhöhung !
  ...zum gesundheitlichen Wohl der Arbeiter, wie uns unser natürlich auch von der Minengesellschaft bezahlte Tourguide beschreibt, wobei er nicht so deutlich hervorhebt, dass diese Massnahme erst auf massiven Druck erfolgte und das Kernproblem nicht gelöst hat : die Emissionssituation der Mine als Arbeitsstätte ist unverändert !
In Calama " buchen " wir eine von der Minengesellschaft zum Nulltarif angebotene Besichtigungstour, die uns zunächst in die vor einigen Jahren aufgrund der Emissionssituation zwangsgeräumte Minenarbeitersiedlung Chuquicamata zurückführt - einst eine Kleinstadt mit kompletter Infrastruktur wie Einkaufszentrum, Kirchen, Kneipen, Sportstätten, Theater, Konzertsaal etc. , nun eine abgeriegelte Geisterstadt......
Eine weithin sichtbare Wolke aus Staub und mehrfarbigen Abgasfahnen kündigt der Welt grösste Tagebaumine an : Kupferabbau in ganz grossem Stil und aufgrund der insbesondere wegen des chinesischen Wirtschaftsbooms drastisch gestiegenen Weltmarktpreise Rückgrat des aktuellen chilenischen Entwicklungsschubes !
Von unserer letzten Station Antofagasta am Pazifik starten wir Richtung Osten und schrauben uns auf kurzer Distanz mal eben wieder auf rd 3000 m Höhe. Etwa 15 km nördlich der Stadt Calama stossen wir auf das Bergarbeiterstädtchen Chuquicamata - wie, noch nie gehört, ist aber doch nett hier !
Wer sich einmal mit den namhaften Wüsten der Welt beschäftigt hat, für den bedeutet die " Atacama " ein Synonym für Ursprünglichkeit, Abgeschiedenheit, eines der noch hier und da aufzufindenden Refugien fern der Beeinträchtigung durch menschliche Eingriffe.......
             Atacama Teil 1
 
Von Calama zu den Tatio - Geysiren